Einst war die Lausitz das Energiezentrum der DDR, heute entsteht aus ehemaligen Braunkohlegruben Europas größte von Menschenhand geschaffene Wasserlandschaft, das Lausitzer Seenland. Ein Fernradweg führt auf über 500 Kilometern durch die Bergbaugeschichte dieser jungen Reiseregion zwischen Berlin und Dresden.
Rauchende Türme und weite Mondlandschaften bestimmten vor wenigen Jahren das Bild in der Lausitz. Statt braunschwarzer Erde glitzert in den Braunkohlegruben jetzt glasklares Wasser. Das neu entstandene Lausitzer Seenland ist ein Eldorado für Wassersportler und Radfahrer. Doch die Zeugen der Bergbaugeschichte sind nicht einfach verschwunden, sondern erzählen als Museum oder Landmarke von der Vergangenheit. Wer sich auf den Fernradweg „Niederlausitzer Bergbautour“ begibt, kann die spektakuläre Metamorphose vom Tagebaurevier zum Wasserparadies erleben.
Auf über 500 Kilometern führt der gut ausgebaute Radweg, der mit dem Symbol eines radelnden Teufels ausgeschildert ist, von Senftenberg durch den Süden Brandenburgs und den Norden Sachsens. Vorbei an rekultivierten Landschaften mit idyllischen Seen, dichten Kiefernwäldern und gelben Feldern, aber auch vorbei an modernen Kohlekraftwerken und schweren Maschinen. Höhepunkte am Wegesrand sind die Aussichtspunkte auf die zwei noch aktiven Abbaufelder Welzow Süd und Jänschwalde. Schwere Bagger ächzen und dröhnen, um in 100 Meter Tiefe Braunkohle aus der Erde zu befördern. Beim Blick auf die Giganten und die riesige Grube mit ihren weiten Abraumfeldern geraten Gäste regelmäßig ins Staunen. Um noch näher dran zu sein, können Erlebnistouren zu den Baggern inklusive Picknick im Tagebau gebucht werden.
Aufstieg auf die gigantische Förderbrücke F60
Nicht weniger spektakulär ist die Förderbrücke F60 in Lichterfeld, heute ein Besucherbergwerk, die über einen Abstecher erreicht werden kann. Bei einer Führung kann die größte bewegliche Maschine der Welt, 500 Meter lang, 80 Meter hoch und 11 000 Tonnen schwer, bestiegen werden. Bei klarer Sicht reicht der Ausblick von oben bis in die Sächsische Schweiz.
Die Kohle aus dem Tagebau, in dem die F60 von März 1991 bis Juni 1992 Abraum beförderte, wurde in der Großkokerei Lauchhammer zu Hochtemperaturkoks verarbeitet. Die Biotürme der Anlage sind auch heute noch weithin sichtbar und eine faszinierende Landmarke. Gemeinsam mit einem Gästeführer des örtlichen Traditionsvereins können Radfahrer an Sonn- und Feiertagen einen Turm besteigen und die Aussicht von der verglasten Kanzel genießen.
Dreimal heult die Schichtsirene in der Energiefabrik Knappenrode auf
Auch die hundert Jahre alte Energiefabrik Knappenrode, die im Süden der Tour liegt, erzählt von der Verarbeitung der Kohle. Der dunkle Staub hängt noch an den Wänden und auch der Brikettgeruch ist fast so stark wie vor 25 Jahren. Sogar die Schichtsirene heult dreimal am Tag auf. Die Maschinen aber stehen still. Denn heute ist die Fabrik Industriemuseum. Auf dem „Fabrik.Erlebnis.Rundgang“ erfahren Besucher wie Briketts bei Hitze, Staub und Lärm gepresst wurden.
Zur Geschichte des Bergbaus gehören nicht nur die Erfolge der Industrie, sondern auch deren Schattenseiten. Über 25 000 Menschen verloren durch den Tagebau ihre Heimat. In der Stadt Forst (Lausitz), die über einen Abstecher erreicht werden kann, dokumentiert das Archiv verschwundener Orte in einer multimedialen Ausstellung die Geschichte jener 136 Orte der Lausitz, die seit 1924 den Tagebauen weichen mussten. Natürlich spielt auch die Rekultivierung auf dieser Tour eine wichtige Rolle. Silber-, Dreiweiberner und Senftenberger See sind ideal für Badepausen oder ein Picknick.
Informationen für eine individuelle Radtour oder zu Reiseveranstaltern mit einer Pauschale zur Niederlausitzer Bergbautour im Angebot: Tourismusverband Lausitzer Seenland e.V., Galerie am Schloss, Steindamm 22, 01968 Senftenberg, Tel. +49 (0) 3573 / 7253000, E-Mail: info@lausitzerseenland.de.
Nähere Informationen zum Fernradweg und das Faltblatt zum Bestellen und Herunterladen gibt es unter www.niederlausitzer-bergbautour.de.
Titelfoto: Rekord-Teufel, Maskottchen der Niederlausitzer Bergbautour, Foto: Nada Quenzel